«Translation» bedeutet die Übersetzung von Forschungsresultaten in Anwendungen, definiert Gesundheit und verbessert Diagnostik und Therapie für Menschen mit Erkrankungen. Das Institut ist damit gleichzeitig Labor und Innovationsschmiede.
Mit der Leitung und dem Aufbau des Instituts wurde Prof. Dr. Christoph Gassner beauftragt. Der österreichische Mikrobiologe und Biochemiker ist Experte für erworbene und angeborene Immungenetik sowie menschliche Blutgruppen und deren genetischen Grundlagen. Ihn reize das Erforschen, Erkennen und Verstehen dieser „biologisch schönen Prozesse“ und ihre individuelle Ausprägung zwischen verschiedenen Menschen. Teil eines gleichzeitig professionellen und naiven Forschungs-Teams sein zu dürfen, habe ihn zusätzlich motiviert, die Berufung zum Institutsleiter anzunehmen.
Immunologie und Immungenetik
Das Institut wird sich mit dem Thema Immunologie beschäftigen. Immunologie ist die Wissenschaft, die sich mit der Reaktion des Organismus auf körperfremde Substanzen befasst. Sie berührt daher sehr viele gesundheitsrelevante Themen, so auch die aktuellen SARS CoV-2-Infektionen. Darüber hinaus spielt Immunologie in vielen anderen Bereichen wie Impfung, Toleranz einer werdenden Mutter gegenüber dem Ungeborenen, Autoimmunerkrankungen, allergische Reaktionen, Transfusion und Transplantation eine massgebliche Rolle. Das Institut möchte dabei vor allem Gene untersuchen, die individuelle, persönliche Immunreaktionen einzelner Menschen bestimmen, Immungenetik also. Eine typische Frage könnte lauten: Warum, aus genetischer Sicht, spüren bestimmte Menschen eine SARS CoV-2 Infektion kaum, und andere sterben daran? Die Untersuchung individueller immunologischer Variationen ist ein konkreter Forschungs-Schwerpunkt des Instituts.
Forschungskooperation und -finanzierung
Derzeit prüft Gassner Möglichkeiten der Forschungskooperation mit verschiedenen Institutionen in der Region. Zudem plant er aktuell bereits ein Forschungsprojekt zum Thema Blutgruppen mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Gemeinsam mit Rektorin Barbara Gant arbeitet er zudem an der Finanzierungsplanung des Instituts. So sind Privatpersonen, aber auch Stiftungen und Institutionen eingeladen, die Forschungstätigkeit des Instituts zu unterstützen. Wissenschaft dürfe sich nicht in einen "Elfenbeinturm" zurückziehen, „ganz einfach und pragmatisch auch deshalb, weil sie Mittel benötigt, also Finanzierung. Sie muss Bodenhaftung bewahren.“, so der Wissenschaftler. „Viele Forscher tragen zu einer ständigen graduellen Verbesserung bei, ohne viel öffentliche Anerkennung zu bekommen, aber seriös durchgeführte Wissenschaft führt immer zu einem Resultat: Wissen.“
Transfusionsmedizin, Blut und Blutgruppen
Ein zweites konkretes Forschungsthema verbindet das biologische Vorzeigesystem für Vererbung (Blutgruppen) mit klassischer Molekularbiologie («wet-lab») und Bioinformatik (Daten-Nutzung). Zwischen 600 und 1000 Liechtensteinerinnen erhalten einmal pro Jahr Blut im Zuge einer Transfusion. Blutgruppen-Kompatibilität zwischen Spender und Empfänger ist nach wie vor das Hauptkriterium für erfolgreiche Transfusionen. Erst kürzlich wurde auch wissenschaftlich berichtet, dass Menschen mit der Blutgruppe A offenbar eher von SARS CoV-2 infiziert werden, als Menschen mit Blutgruppe 0. Blutgruppen sind wesentlich vielgestaltiger als allgemein bekannt. Daher werden heute auch in Bereich Blutgruppenbestimmung neu gendiagnostische Methoden eingesetzt. Derartige Methoden erfordern zunehmend Bioinformatik, Maschinelles Lernen und Artifizielle Intelligenz.
Konsequente Strategie
Die UFL hat im Januar 2020 ihre Strategie für die kommenden Jahre im Hochschulentwicklungsplan 2025 festgelegt. Im Bereich der Forschung ist darin unter anderem der Aufbau von Forschungsinstituten vorgesehen. Forschung ist entscheidend für die weitere Entwicklung der UFL und wird unter anderem in Form von Kooperationsmodellen umgesetzt. Das «Institut für translationale Medizin» hat als UFL-eigenes Institut Modellcharakter.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Christoph Gassner, Leiter des Instituts für Translationale Medizin
Dr. Barbara Gant, Rektorin UFL